Die Makonde
Die Makonde sind ein Bantuvolk, das für seine wundervolle und außergewöhnliche Schnitzkunst bekannt ist. Sie sind an der Grenze zwischen Mozambique und Tansania angesiedelt und gehören zu einem der fünf Hauptstämme in Tansania. Sie leben sehr isoliert auf dem Makonde-Plateau und sprechen die Bantusprache „Chimakonde“.
Bekannt sind die Makonde für ihren kulturellen Konservatismus. Sie verehren ihre Lebensart und sind bereit, diese und ihr Land mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen. Sie besitzen ein großes, ethisches Selbstbewusstsein. Ihr Kunsthandwerk wurde nach und nach bekannt und führte bald schon zu bedeutenden Sammlungen. Die Makonde Figuren erfüllen ein weites Spektrum an Tradition bis hin zur modernen Kunst, die sich auch durch das Abstrakte und Verschachtelte auszeichnet.
Die Arbeit dieses Bantuvolkes besteht aus dem Fertigen von Holzfiguren, die uns etwas mitteilen wollen. Mit dem aufkommenden Tourismus in Afrika entwickelten die Makonde-Künstler bestimmte Motive, wie z. B. die Shetani-Skulpturen, die so etwas wie „Geist“ bedeuten, oder die populär gewordenen, erotischen Darstellungen von langbeinigen Liebespaaren oder das bekannteste Motiv des Makonde-Lebensbaumes. Der Lebensbaum heißt auf Kiswahili „Ujamaa“ und ist Ausdruck für die Familie. Der klassische Makonde Lebensbaum wird aus einem einzigen Stück Ebenholz geschnitzt. Schwarzes Holz vermischt sich dabei mit der hellen Rinde, um den Kontrast zu untermalen. Ein Lebensbaum stellt durch sein Thema zumeist das afrikanische Dorf selbst dar und mehrere Menschen, die ineinander verschlungen sind.
Die Themen der Makonde sind neben den Grundmotiven sehr vielfältig. Wir treffen auf ganze Ereignisse, in denen wir verharren, auf eindrucksvolle Motive, die uns nicht sofort in ihre Geschichte einlassen, auf verdeckte Augen, verzerrte Gesichter, auf Masken und moderne Künstler wie Samaki, Anangangola oder Madanguo.
In diesen Werken liegt die in Holz geschnitzte Seele des Makonde Stammes. Sie schnitzen ihre Träume in Holz, erzählen mit dem Messer, vertiefen ihre Sehnsüchte und Gedanken; all das stellt neben der Kunst auch ihren Glauben dar.
In ihrem Holz werden Tiere lebendig, Menschen, Gefühle. Das wilde Wesen ihrer Wälder, das weder Mensch noch Tier war und in seiner Isolation und Einsamkeit lebte, erwacht in geschnitzter Form zu neuem Leben. Wie Adam sich seine Eva aus der Rippe erschuf, nahm das wilde Wesen in der Geschichte der Makonde den Ast von einem Lebensbaum und schnitzte daraus eine weibliche Figur. Die Figur stand und wartete über Nacht auf ihre Erweckung. Am nächsten Tag war sie lebendig. Sie gebar drei Kinder, von denen nur das letzte überlebte. Dieses war ein Mensch und damit der Urahne, der erste Vorfahre der Makonde.
Auch verehrt der Stamm die Mütter und betrachtet diese ehrfurchtsvoll als Göttinnen, warum die ursprüngliche Makonde Figur auch häufig weiblich war.
Während der Schnitzerei sitzen die Makonde auf dem Boden, halten das Holz zwischen ihren Beinen und Füßen fest und bearbeiten in einer Art Meditation mit selbstgemachten Messern, Beilen und Feilen das Ebenholz oder Mahagoni zu jenen Kunstwerken, die uns als Maske, Figur oder sogar als christliche Skulptur wieder begegnen.
Ihre Figuren sind Kunstwerk, Gebrauchsgegenstand und auch Schmuck. Für die Makonde liegt in ihrem Schnitzwerk immer eine tiefere Bedeutung, doch aufgrund der enormen Vielfalt wunderschöner Makonde Figuren und Masken findet diese Kunst weltweite Begeisterung und verkörpert in ihrem Wesen ein wahres Stück Afrika.